Zusammenfassung des Emissionsminderungsplans (EMP) von MCPA

In Belgien kommt MCPA in Oberflächengewässern in Konzentrationen vor, welche die Umweltqualitätsnormen (Environmental Quality Standards, EQS) überschreiten. Daher haben Corteva und Nufarm sich zusammengetan, um die verfügbaren Monitoring-Daten (2017-2019) zu analysieren, maßgebliche Zusammenhänge mit der Verwendung von Produkten auf MCPA-Basis zu ermitteln und Maßnahmen zu erarbeiten, um Anzahl und Ausmaß der Überschreitungen zu verringern.

Grenzwerte

Bisher gilt MCPA nicht als prioritärer Stoff innerhalb der Wasserrahmenrichtlinie. Für diesen Wirkstoff gibt es keine europäischen Wasserqualitätsnormen. Die aktuellen Grenzwerte werden von den belgischen föderalen und regionalen Behörden in Absprache mit den Zulassungsinhabern festgelegt und basieren auf verfügbaren wissenschaftlichen Daten. Es wurden die vom Ökotoxzentrum Schweiz vorgeschlagenen und berechneten Grenzwerte übernommen.

  • Der Grenzwert für chronische Exposition wurde auf 0,66 µg/L (AA-EQS) festgelegt.
  • Der Grenzwert für akute Exposition wurde auf 6,4 µg/L (MAC-EQS) festgelegt.

Verwendungszweck

MCPA ist derzeit für den Einsatz in Getreide, Steinobst, Apfel/Birne, Beeren, Zierpflanzen und Grünland zugelassen. MCPA ist im Handel in Formulierungen erhältlich, die nur MCPA als Wirkstoff enthalten, aber auch in Gemischen mit anderen Wirkstoffen.

Die zulässige Dosierung von MCPA für eine einmalige Anwendung beträgt 0,37 bis 3,0 kg Wirkstoff pro Hektar.

Eigenschaften von MCPA

MCPA (IUPAC-Bezeichnung: 4-Chlor-o-tolyloxyessigsäure) ist ein selektives Phenoxysäure-Herbizid.

Der Wirkstoff ist gut wasserlöslich. MCPA hat eine geringe Adsorption im Boden und haftet daher nicht daran. MCPA hat eine niedrige Volatilität.  

Identifizierung möglicher Emissionswege

Angesichts der hohen Wasserlöslichkeit von MCPA und der Tatsache, dass es  nicht an Bodenpartikel bindet, ist davon auszugehen, dass MCPA  für Auswaschungen anfällig ist. MCPA ist jedoch nicht anfällig für Erosion. Emissionen über die Luft können aufgrund der geringen Flüchtigkeit des Stoffes ebenfalls ausgeschlossen werden.

Allerdings kann die Verschmutzung durch Punktquellen eine wichtige Rolle bei dem Eintrag MCPA in Oberflächengewässer spielen: mangelhafte Praktiken wie die Missachtung von Pufferzonen oder das Entleeren und Reinigen von Sprühgeräten in der Nähe von Gewässern oder auf harten Oberflächen.

 

Analyse

Flandern

Im Zeitraum von 2017 bis 2019 wurden in Flandern insgesamt 270 einzelne Oberflächenwasser-Monitoring Stellen beprobt. Dabei wurden 2577 Proben auf MCPA-Rückstände untersucht. In 1486 (58%) dieser 2577 Proben wurden keine MCPA-Rückstände gefunden. In 5% der Proben (130) lag die Menge der  gefundenen MCPA-Rückstände über dem AA-EQS.

Für jede der 277 Monitoring Sites wurde ein arithmetisches Mittel der monatlichen Mittelwerte (AMMA = Arithmetic mean of monthly average) berechnet. Da der AA-EQS-Wert ein chronischer Standard ist, ist es sinnvoller, ihn mit einem Jahresmittel zu vergleichen. Dieser AMMA-Wert wurde daher mit dem AA-EQS von 0,66 µg/L verglichen. Dabei zeigte sich, dass an 22 verschiedenen Monitoring Sites der AMMA-Wert über dem AA-EQS lag (8% der Gesamtzahl der Monitoring Sites).

Wallonien

Im selben Zeitraum von 2017 bis 2019 wurden in Wallonien insgesamt 236 einzelne Oberflächenwasser–Monitoring Sites beprobt. Dabei wurden 4175 Proben auf MCPA-Rückstände untersucht. Es wurden in 2912 Proben (70%) keine MCPA-Rückstände gefunden. 36 Proben (0,86%) zeigen eine Überschreitung des AA-EQS von 0,66 µg/L.  Für die 236 Monitoring Sites wurde ein AMMA-Wert berechnet. Bei keiner dieser Monitoring Sites lag der AMMA-Wert über dem AA-EQS.

Schlussfolgerung

Die Zeitliche und räumliche Analyse der MCPA-Oberflächenwasser-Messungen von 2017 bis 2019 zeigen folgendes:

  • Die meisten Spitzenkonzentrationen von MCPA wurden in den Monaten Mai und Juni beobachtet, was mit dem typischen Anwendungszeitraum von MCPA zusammenfällt.
  • Wo die AMMA-Konzentration über dem AA-EQS lag, wurde dies durch eine einzelne, hohe Spitzenkonzentration und nicht durch einen dauerhaft hohen MCPA-Wert im Oberflächenwasser verursacht.
  • Alle Monitoring Sites, an denen der AMMA-Wert über dem AA-EQS lag, waren in Flandern. Es gibt in Wallonien keine Monitoring Sites, an denen der AMMA-Wert über dem AA-EQS liegt.
  • Die Zahl der Monitoring Sites, an denen der AMMA-Wert über dem AA-EQS liegt, hat jedes Jahr abgenommen: 10 in 2017, 9 in 2018 und 5 in 2019.
  • Etwa 36% der Monitoring Sites, an denen der AMMA-Wert über dem AA-EQS lag, befanden sich im Yser-Becken (8 Monitoring Sites).
  • An 3 Oberflächenwasser-Monitoring Sites, an denen der AMMA-Wert über dem AA-EQS lag, basierte die Bestimmung auf einem einzigen Analyseergebnis in einem einzelnen Kalenderjahr. Wären zusätzliche Analyseergebnisse für dasselbe Kalenderjahr verfügbar, hätte der AMMA-Wert vermutlich nicht über dem AA-EQS gelegen.
  • Es konnte kein Zusammenhang zwischen (starken) Regenfällen und der Überschreitung des AA-EQS nachgewiesen werden

Aufgrund einer Bestandsaufnahme des landwirtschaftlichen Settings und der Umweltbedingungen für diese 22 Monitoring Sites, an denen der AMMA-Wert über dem AA-EQS liegt, wurde die Emission aus Punktquellen (Overspray) als wichtigster Emissionsweg in Oberflächengewässer identifiziert.

Bei mehreren Monitoring Sites mit Überschreitungen handelte es sich um schmale Bäche und Entwässerungsgräben, die direkt an ein kommerzielles landwirtschaftliches Nutz/Grünlandgebiet angrenzen, fast ohne Abstand (weniger als 1 Meter) zwischen der vermutlich mit MCPA behandelten Fläche und dem Wasserlauf, in dem die Probenahme erfolgte.

Maßnahmen zur Emissionsminderung

Die folgenden Maßnahmen zur Emissionsminderung werden weitere Einleitungen von MCPA in belgische Oberflächengewässer verhindern:

  • Da die Emission aus Punktquellen und der Minimalabstand zwischen dem bewirtschafteten Feld und den Wasserläufen als wichtigste MCPA-Emissionsquelle gelten, wird empfohlen, die Produktetiketten aller MCPA-haltigen Pflanzenschutzmittel in Bezug auf die einzuhaltende Mindestpufferzone zu standardisieren.
    • Mindestpufferzone von 10 m bei klassischer Technik; ODER
    • Mindestpufferzone von 5 m mit 50 % Abdrift mindernden Düsen

Um so effizient und transparent wie möglich zu sein, sollten diese Maßnahmen als Beschränkungen in alle bestehenden und neuen Zulassungen für Produkte auf MCPA-Basis aufgenommen werden.

  • Neben der Änderung in den Zulassungsunterlagen müssen die Etiketten von Pflanzenschutzmitteln auf MCPA-Basis die folgenden zusätzlichen Empfehlungen enthalten:
    • Nicht sprühen, wenn Abdriftgefahr besteht
    • Das Befüllen und Reinigen des Tanks immer abseits von Wasserläufen und Gräben vornehmen
    • Die vorgeschriebenen Pufferzonen sind stets einzuhalten. Wir empfehlen, immer eine Mindestpufferzone von 5 Metern einzuhalten, selbst wenn die Verwendung von verstärkt Abdrift mindernden Düsen eine niedrigere Pufferzone zulässt.
    • Nicht sprühen, wenn innerhalb von 24 Stunden starker Regen vorhergesagt wird.

Zusätzlich zu diesen Änderungen im Zulassungsbescheid und den Empfehlungen auf dem Etikett von Pflanzenschutzmitteln auf MCPA-Basis wird eine Aufklärungskampagne dazu beitragen, das Bewusstsein professioneller Anwender für die Auswirkungen einer unsachgemäßen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln generell zu schärfen.

Was die die zuständige Behörde betrifft, ist es wichtig, dass die Monitoring-Kampagnen fortgesetzt werden. Vor allem dort, wo die Grenzwerte regelmäßig überschritten werden. Die Monitoring-Daten müssen weiter nachgehalten werden. Daher ist es wichtig, in regelmäßigen Abständen an denselben Stellen Proben zu nehmen.

Die Zulassungsinhaber sind zuversichtlich, dass die oben genannten Maßnahmen und Aufklärungskampagnen zu einer weiteren Verringerung der MCPA-Emissionen in belgischen Oberflächengewässern führen werden.