PFAS

Die in Pflanzenschutzmitteln enthaltenen PFAS haben nicht unbedingt die gleichen Auswirkungen wie die besorgniserregenden Stoffe, die so viele Kontroversen auslösen. Im Folgenden werden einige häufig gestellte Fragen beantwortet (November 2024).

  1. Was sind PFAS?
  2. Wofür werden PFAS verwendet?
  3. Warum sind PFAS in den Nachrichten?
  4. Werden PFAS in Pflanzenschutzmitteln verwendet?
  5. Wie giftig ist das Abbauprodukt TFA?
  6. Stellen PFAS in Pflanzenschutzmitteln eine Gefahr für die öffentliche Gesundheit oder die Umwelt dar?
  7. Was wird auf europäischer Ebene unternommen, um die von PFAS ausgehenden Risiken zu verringern?
  8. Ergreift Belgien zusätzliche Maßnahmen für Pflanzenschutzmittel?
  9. Ist der Anteil der Pflanzenschutzmittel an der Gesamtverwendung von PFAS wichtig?
  10. Wo kann ich weitere Informationen über PFAS finden?

1. Was sind PFAS?

PFAS steht für Per- und Polyfluoralkylsubstanzen. Es handelt sich um eine vielfältige Gruppe synthetischer Stoffe, die für viele verschiedene Anwendungen eingesetzt werden. Angesichts der breiten Definition von PFAS ist es nicht naheliegend, allgemeine Aussagen über ihre Eigenschaften zu machen.

Es ist daher sinnvoll, darauf hinzuweisen, dass die „breite“ Definition dieser Molekülgruppe zu einiger Verwirrung geführt hat. Es gibt berechtigte aber gut untersuchte Bedenken hinsichtlich der Verschmutzung unserer Umwelt durch Perfluoralkylsubstanzen, wobei PFOA, PFNA, PFHxS und PFOS als Beispiele dienen.

Eine erweiterte Definition (von der ECHA) umfasst auch Polyfluoralkylstoffe, zu denen eine Reihe von Wirkstoffen gehören, die als Pflanzenschutzmittel verwendet werden.

Polyfluoralkyl-Stoffe unterscheiden sich in ihrer Struktur und damit in ihren Eigenschaften weitgehend von Perfluoralkyl-Stoffen. Ihre potenziellen Auswirkungen auf die Umwelt und die menschliche Gesundheit sind daher nicht notwendigerweise von der gleichen Größenordnung wie die oben genannten Beispiele für PFAS, die nachweislich Anlass zur Sorge geben.

Die Wirkstoffe von Pflanzenschutzmitteln werden jedoch im Gegensatz zu den meisten anderen PFAS einer umfassenden Prüfung unterzogen, bevor eine Verwendung zugelassen wird.Eine nützliche Zusammenfassung der Verwendungen und Klassifizierungen von PFAS findet sich in diesem OECD-Dokument.

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2.Wofür werden PFAS verwendet?

PFAS sind so konzipiert, dass sie schwer abbaubar, hitzebeständig oder wasserabweisend sind, was sie z.B. für die Herstellung von Antihaft-Pfannen, Feuerlöschern und Regenkleidung nützlich macht. In Pflanzenschutzmitteln können sie für eine lang anhaltende und verbesserte Wirksamkeit sorgen. Der vorliegende Bericht gibt einen Überblick über die wichtigsten Verwendungszwecke und Mengen in Belgien.

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3.Warum sind PFAS in den Nachrichten?

Es gibt Bedenken hinsichtlich der möglichen schädlichen Auswirkungen von PFAS auf die menschliche Gesundheit und die Umwelt sowie eine allgemeine Besorgnis über die Persistenz von PFAS oder ihrer Abbauprodukte. Aufgrund dieser Persistenz und der vielen verschiedenen Verwendungszwecke sind PFAS allgegenwärtig und werden sie für eine sehr lange Zeit in unserer Umwelt präsent bleiben. Einige PFAS können auch bioakkumulieren, das heißt, sie können sich in lebenden Organismen anreichern. Außerdem gibt es so viele verschiedene Stoffe in dieser Gruppe, dass die Toxizität noch nicht von allen ausreichend bekannt ist. All dies erschwert die Vorhersage langfristiger Auswirkungen, was natürlich unerwünscht ist.

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4.Werden PFAS in Pflanzenschutzmitteln verwendet?

Ja, PFAS werden in einer Reihe von Pflanzenschutzmitteln verwendet. Pflanzenschutzmittel sind zusammengesetzte Mischungen, und sowohl der Wirkstoff als auch die anderen Bestandteile können PFAS sein.

In Belgien gibt es 32 Wirkstoffe in Pflanzenschutzmitteln, die nach der breite Definition PFAS sind (siehe auch eine Liste dieser Wirkstoffe mit ihrer Struktur). Wie unter Frage 1 erwähnt, handelt es sich dabei um Polyfluoralkyl-Stoffe, die sich stark von Perfluoralkyl-Stoffen unterscheiden.

Ein Abbauprodukt dieser Wirkstoffe, nämlich TFA (Trifluoressigsäure), ist zwar ein Perfluoralkylstoff. Wirkstoffe werden jedoch nur dann zugelassen, wenn auch die Auswirkungen von Abbauprodukten wie TFA den Normen entsprechen. Außerdem ist TFA auch ein wichtiges Abbauprodukt zahlreicher anderer Produkte, die keine Pflanzenschutzmittel sind.

In den Pflanzenschutzmitteln auf dem belgischen Markt gibt es noch einige andere Inhaltsstoffe, die PFAS sind. Dazu gehören nur drei Inhaltsstoffe, die in fünf Mitteln enthalten sind:

  • Bei zwei dieser Inhaltsstoffe handelt es sich um Perfluoralkylsubstanzen, die in drei identischen Pflanzenschutzmitteln enthalten sind. Belgien hat gemeldet, dass einer dieser Inhaltsstoffe auf EU-Ebene verboten werden sollte, weil er die Persistenzkriterien für Hilfsstoffe nicht erfüllt. Der andere Inhaltsstoff erfüllt diese Kriterien weiterhin. Die Verkaufszahlen der letzten fünf Jahre zeigen, dass durchschnittlich 82 kg dieser Perfluoralkylsubstanzen pro Jahr durch die Verwendung als Pflanzenschutzmittel in die Umwelt gelangen. Der Zulassungsinhaber hat nun auf Aufforderung der Föderaler öffentlicher Dienst angekündigt, diese Stoffe aus der Formulierung zu entfernen.
  • Der dritte Inhaltsstoff ist eine Polyfluoralkylsubstanz, die als Treibmittel in zwei identischen Pflanzenschutzmitteln verwendet wird. Durchschnittlich 232 kg/Jahr dieses Inhaltsstoffs werden auf diese Weise in die Umwelt freigesetzt, aber nach den vorliegenden wissenschaftlichen Informationen gilt er als nicht persistent, nicht bioakkumulierbar und nicht toxisch. Allerdings fällt er unter die neue europäische Verordnung 2024/573 über fluorierte Treibhausgase und wird in Anwendung dieser Rechtsvorschriften schrittweise aus dem Verkehr gezogen.

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5.Wie giftig ist das Abbauprodukt TFA?

Trifluoressigsäure (TFA) gilt derzeit als ein Stoff mit geringer Toxizität, sowohl für den Menschen als auch für die Umwelt. Ihr mögliches Vorkommen im Grundwasser ist für die menschliche Gesundheit unproblematisch. Dies erklärt, warum derzeit auch keine Höchstwerte festgelegt wurden.

Auf europäischer Ebene wurde jedoch ein Antrag auf Überprüfung gestellt, der sich auf Studienergebnisse stützt, die auf mögliche schädliche Auswirkungen auf die Entwicklung von Kaninchen nach Exposition gegenüber TFA hinweisen.

Es sind Folgestudien erforderlich, um die Relevanz dieser möglicherweise kaninchenspezifischen Entwicklungseffekte für den Menschen zu ermitteln. Erst nach Abschluss der europäischen Entscheidungsfindung können diese bei der Zulassung von Wirkstoffen von Pflanzenschutzmitteln (und anderen zu registrierenden Produkten) berücksichtigt werden.

Sollte sich herausstellen, dass TFA tatsächlich schädliche Auswirkungen auf die menschliche Entwicklung hat, werden die Wirkstoffe, die sich in TFA aufspalten, die Zulassungsbedingungen wahrscheinlich nicht mehr erfüllen. In diesem Fall wird Belgien bei der Europäischen Kommission darauf drängen, dass die betreffenden Wirkstoffe erneut bewertet werden.

Außerdem wurde die EFSA von der Europäischen Kommission Ende Juli 2024 beauftragt, die Toxizität von TFA auf der Grundlage aller verfügbaren relevanten Informationen zu überprüfen. Die Ergebnisse werden bis Ende Oktober 2025 erwartet, und danach kann eine neue Risikobewertung vorgenommen werden.

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6.Stellen PFAS in Pflanzenschutzmitteln eine Gefahr für die öffentliche Gesundheit oder die Umwelt dar?

Die Wirkstoffe in Pflanzenschutzmitteln (einschließlich polyfluorierter Stoffe) werden streng auf ihre Sicherheit für die menschliche Gesundheit und die Umwelt kontrolliert. Die Höchstkonzentration, die auf einer Kulturpflanze vorhanden sein darf, wird unter Berücksichtigung der zugelassenen Verwendungszwecke und so festgelegt, dass keine negativen Auswirkungen auf die Gesundheit der Verbraucher entstehen.

Kurz gesagt, nach derzeitigem Kenntnisstand ist die Sicherheitsspanne zwischen den Rückstandsmengen in Lebensmitteln und den möglichen Auswirkungen auf den Verbraucher ausreichend.

Auch für die Umweltexposition ist für alle Wirkstoffe von Pflanzenschutzmitteln gewährleistet, dass ihre Konzentrationen in der Umwelt nur Auswirkungen unterhalb der gesetzlichen Normen haben.

PFAS aus Pflanzenschutzmitteln haben nicht unbedingt die gleichen Auswirkungen auf die Umwelt oder die Gesundheit wie PFAS aus anderen Quellen, da es sich um eine sehr heterogene Gruppe von PFAS handelt.

Es ist zu betonen, dass ein Wirkstoff nur dann zugelassen wird, wenn er nicht als sehr persistenter und sehr bioakkumulierbarer Stoff (vPvB) eingestuft wird. Die Gesetzgebung für Pflanzenschutzmittel verhindert also ganz ausdrücklich, dass solche Stoffe verkauft und verwendet werden können.

Für die anderen Inhaltsstoffe neben den Wirkstoffen findet nur eine sehr begrenzte Bewertung statt. Angesichts der geringen Mengen, um die es geht, und der Tatsache, dass die betreffenden Perfluoralkylstoffe aus Pflanzenschutzmitteln entfernt werden, sind derzeit keine zusätzlichen Maßnahmen geplant.

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7.Was wird auf europäischer Ebene unternommen, um die von PFAS ausgehenden Risiken zu verringern?

Die Europäische Kommission hat einen Vorschlag zur Beschränkung der Verwendung von PFAS vorgelegt. Derzeit sieht dieser Vorschlag vor, dass PFAS bis auf einige Ausnahmen, wie Arzneimittel, Wirkstoffe für Pflanzenschutzmittel und dergleichen, verboten werden sollen. Dieser Vorschlag steht noch aus und ist eine Quelle wissenschaftlicher Debatten.

Dies würde dazu führen, dass PFAS als Hilfsstoffe in Pflanzenschutzmitteln verschwinden (ihr Vorkommen in diesen ist äußerst gering), aber nicht unbedingt als Wirkstoffe.

Der Grund, warum für einige Stoffkategorien Ausnahmen vorgeschlagen wurden, ist, dass diese Kategorien einem strengen Zulassungsrahmen unterliegen, der ein unannehmbares Risiko für einen Stoff ausschließt. So werden bei allen Wirkstoffen von Pflanzenschutzmitteln vor einer Zulassung die Persistenz, Toxizität und Bioakkumulation bewertet.

Am 12. Januar 2021 trat die Richtlinie (EU) 2020/2184 über die Qualität von Wasser für den menschlichen Gebrauch in Kraft. Sie sieht eine maximale Konzentration im Trinkwasser von 0,5 µg/l für die Gesamtheit der PFAS-Stoffe und von 0,1 µg/l für die Summe von 20 PFAS-Stoffen vor, die als besorgniserregend für Wasser für den menschlichen Gebrauch gelten. Diese Richtlinie wurde durch den Königlichen Erlass vom 4. Februar 2024 in nationales Recht umgesetzt, soweit es um Wasser geht, das in Prozessen zur Herstellung von Lebensmitteln verwendet wird. Informationen dazu werden hier veröffentlicht.  Für Leitungswasser, das über das öffentliche Netz verteilt wird, wurde diese Richtlinie durch die Erlasse der Regierungen der Regionen umgesetzt. Diese Höchstgrenzen sind nicht spezifisch für PFAS aus Pflanzenschutzmitteln, sondern beziehen sich auf alle Quellen von PFAS.

Darüber hinaus hat die Europäische Union in der Verordnung (EU) 2023/915 über die Höchstgehalte für bestimmte Kontaminanten in Lebensmitteln Höchstgrenzen für PFAS in bestimmten Lebensmittelkategorien festgelegt. Diese Grenzwerte gelten auch für alle Quellen von PFAS, nicht nur für die von Pflanzenschutzmitteln. Ausführliche Informationen zu diesem Thema werden hier veröffentlicht.

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8.Ergreift Belgien zusätzliche Maßnahmen für Pflanzenschutzmittel?

In Bezug auf Wirkstoffe wartet Belgien auf europäische Maßnahmen und wird diese umsetzen, sobald sie in Kraft sind. In Belgien werden Pflanzenschutzmittel, die PFAS enthalten, nach den bestehenden gesetzlichen Kriterien bewertet, um eine akzeptable Verwendung zu gewährleisten. Wirkstoffe, die in Anwendung der europäischen Gesetzgebung zugelassen sind, können nicht einfach auf nationaler Ebene verboten werden, selbst wenn es sich um PFAS handelt.

Auch in Bezug auf die anderen Inhaltsstoffe von Pflanzenschutzmitteln wartet Belgien auf das allgemeine Verbot von PFAS auf EU-Ebene, das sich dann in der Aufnahme von PFAS in die Liste der verbotenen Inhaltsstoffe niederschlagen wird, so dass sie aus der Zusammensetzung von Pflanzenschutzmitteln in der gesamten EU verschwinden werden.

Die föderale Verwaltung unterstützt jedoch voll und ganz die Initiative zur weiteren Verfeinerung der Risikobewertung von TFA (siehe Frage 4) auf der Grundlage von Feldmessungen und etwaigen neuen besorgniserregenden Daten, die, wie bei allen anderen Pflanzenschutzmitteln, regelmäßig weiterverfolgt werden sollen.

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9.Ist der Anteil der Pflanzenschutzmittel an der Gesamtverwendung von PFAS wichtig?

Einem Bericht vom Dezember 2023 zufolge werden in Belgien jährlich 8330 Tonnen PFAS verwendet.

Auf der Grundlage der Verkaufszahlen von Pflanzenschutzmitteln können wir feststellen, dass der Anteil der PFAS-Wirkstoffe in diesen Produkten weniger als 5 % und der Anteil anderer PFAS-Inhaltsstoffe in Pflanzenschutzmitteln weniger als 0,01 % beträgt.

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10.Wo kann ich weitere Informationen über PFAS finden?

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